Sommercamp- Tag 8, Sonntag, 01.08.

Und auch ein kleiner Plastikbecher, bis zum Rand mit Blaubeeren gefüllt, war heute ein kostbares Geschenk für mich: Wir waren nach der Messe auf den Jahorina gefahren (der höchste Berg hier im Umkreis, genutzt für die Winterspiele '84 und gezeichnet vom Krieg) und erkundeten nach einer Reflektionsrunde die Gegend. Dabei spürte ich mehr und mehr eine Art Traurigkeit in mir, denn, als ich begann, das Camp dieses Jahres mit dem des letzten Jahres zu vergleichen, merkte ich, dass mir dieses enge Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den bosnischen und deutschen Jugendlichen noch fehlt. So saß ich auf einer Steinmauer, war in Gedanken und zwei Mountainbiker fuhren an uns vorbei. Mir wurde klar, dass genau diese jetzt meine Nächsten waren und ich sie einfach lieben musste.
Also fragte ich, ob sie ein paar meiner Butterkekse haben wollten. Das lehnten sie dankend ab. Auch eine Familie und ein Pärchen, welche kurz später den Berg hinabstiegen, hatten keinen Hunger auf Plätzchen. Am Fuß des Berges saßen zwei ältere Männer, die an einem kleinen Stand Kräuter und selbst gepflückte Früchte an die eher seltenen Touristen verkauften. Einer von ihnen nahm ein paar zerbrochene Kekse. Diesen Mini-Schritt von mir beantwortete er mit einem Maxi-Schritt (unser Motto: Mini für Maxi): er schenkte mir diesen Becher voller Beeren, die er eigentlich verkaufen wollte.
Äußerlich sah ich nur einen Becher mit kleinen blauen Beeren. Innerlich war er für mich eine Antwort Gottes auf meine Traurigkeit, die mir Mut machte, in der kommenden Woche selber das Zusammenleben mit den bosnischen Jugendlichen noch tiefer zu leben.
Heute wurde mir klar, dass so vieles im Alltag ein Geschenk sein kann, wenn ich nur mal öfter den Mut habe, es richtig an- und auszupacken.