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Erste Eindrücke aus Brasilien

Gerade kommen wir aus der Kathedrale von Rio. Jugendliche aus aller Welt strömen in ihrer Buntheit durch das Herz dieser Kirche - ein lebendiges Treiben. Der Weltjugendtag hat begonnen. In wenigen Stunden wird Papst Franziskus hier in Rio landen. Überall laute Schlachtrufe - Lateinamerika ist stark vertreten: Chile, Ecuador, Venezuela, Argentinen und natürlich Brasilien. Die Farben grün, gelb und blau - die Nationalfarben Brasiliens -  sind nicht zu übersehen. Ein Meer der Farben.


Heute morgen in aller Frühe ist ein Großteil der Gruppe der Freunde des Wortes, die sich am Freitagabend auf den Weg nach Brasilien gemacht hat, zum Corcovado aufgebrochen. Auf diesem „Buckel“ über Rio steht der berühmte Christo Redentor, der schützend und bergend seine Hände über Rio hält und der gleichzeitig - so die Botschaft eines jeden Weltjugendtages - die Welt mit all ihren Sorgen und Nöten, aber auch Freuden an Sein Herz lässt. Eine zweite Gruppe ist auf den Corcovado gelaufen - über 400 Höhenmeter und hat dort unvergessliche Eindrücke tanken dürfen. Mittlerweile sind sie schon wieder unten in der Stadt, genauer gesagt, direkt am Strand von Ipanema.
Gott hat uns doppelt umarmt, denn über die Freunde des Wortes, die auch hier in Brasilien zu Hause sind, haben wir Unterkunft im Collegio Notre Dame de Ipanema gefunden - nur 5 Minuten von diesem berühmten Strand entfernt. Schwester Araci hatte uns am Samstag morgen - nach 12 Stunden Flug - sehr herzlich empfangen. Auf der Fahrt vom Flughafen zur Innenstadt waren wir an verschiedenen Stadtvierteln vorbei gekommen, die uns die Armut der Stadt erahnen ließen. In diesen Favellas leben einige Millionen Menschen hier in Rio und da das kein „schöner Anblick“ eines reich und wohlhabend erscheinendenden Brasiliens ist, mußte google-maps diese Teile der Stadt aus den Karten streichen. Aber diese Favellas sind immer noch bleibende Wirklichkeit dieser Stadt und lassen sich so nicht „wegradieren“.  In zwei Klassenzimmern sind wir untergebracht und verpflegen uns in diesen ersten Tagen selber.
Am Sonntag waren wir in den beeindruckenden Projekten von AVICRES unterwegs. Johannes Niggemeier, ehemals Paderborner Professor, hat sich von der Not der Ämsten der Armen hier in Brasilien so ansprechen lassen, dass er begonnen hat, ihnen in verschiedensten Projektentwürfen Würde und Hoffnung aus gemeinsamem Leben heraus resultierend „zuzusprechen“. Nach langer Suche finden wir in Nova Iguaco - im Norden von Rio - den Ort dieser „Häuser der Hoffnung“. Nach dem Besuch eines der Häuser, haben die Leute von AVICRES ein tolles Mittagessen für uns alle vorbereitet und natürlich dürfen Reis und Bohnen - das Nationalgericht von Brasilien - nicht fehlen. Begrüßt und verabschiedet werden wir von einer Trommelgruppe dieser ehemaligen Straßenkinder - voll Rhythmus und Feuer. Am Nachmittag fahren wir zur Abschlussmesse der „Tage der Begegnung“ in der Diözese Novo Iguacu und feiern mit 15 000 Menschen. „Die Musik und die Atmosphäre war fast so wie bei einem Konzert! Irgendwie macht Gottesdienst dann mehr Spaß, als zu Hause!“ bringt Sebastian seinen Eindruck am Ende des Tages in der Austauschrunde auf den Punkt.
Irgendwie wird schon in diesen ersten Tagen deutlich, dass jeder täglich für sich etwas findet, was anspricht und arbeitet. Gott ist eben immer konkret und persönlich. Am ersten Tag hatten uns Viviane und Michel besucht. Viviane war 2005 zum Weltjugendtag nach Köln gekommen und war vorher in Paderborn. Sie war dort allein angekommen und hatte für zwei Tage in Hardehausen Unterkunft gefunden. Vor Wochen hatte sie sich über facebook gemeldet und gefragt, ob wir nach Rio kommen würden. Sie hatte uns in der Vorbereitung sehr geholfen und brachte uns nun eine tolle Powerpoint-Präsentation zu Gesicht, mit der wir in die Geographie, Geschichte und Besonderheit Brasiliens eingeführt wurden. Ein erster persönlicher Kontakt war damit gelungen und am Sonntag begleiteten uns ihre Eltern auf dem Weg nach Novo Iguacu. Ohne das mobile GPS des Vaters hätten wir den Ort wohl nur schwer gefunden. So sorgt sich Gott um uns, gerade auch in den kleinen Dingen des Alltags.